Gust Graas (1924-2020) ist eine wahre Verkörperung der luxemburgischen Größe, nicht nur als Meister der Medien - RTL (Radio Télé Luxembourg) war er ein Pionier und ein Gigant unter den europäischen Privatsendern - sondern auch als Künstlerseele, die seit seiner Kindheit in diesem Streben verharrte. Die Nacht war für ihn ein magisches Reich, "Nuit magique (magische Nacht)"   +   in dem er sich jeden Tag mit der weißen Leinwand auseinandersetzte. Immer wieder wagte er sich über den Horizont hinaus und suchte nach neuen Perspektiven, wie sie in „Vision du plongeur (die Sicht des Tauchers)“   +   enthüllt werden.

 

Seine Visionen, die er aus seinem Inneren schöpfte, enthüllten freundliche Welten wie „Île aux relations pacifiques (die Insel der friedlichen Beziehungen)“   +   oder verspielte wie „Première rencontre (die erste Begegnung)“   +  . Er erkundete unbekannte Gebiete in „Village (Dorf)“   +   oder drückte Qualen durch „Bad dream (schlechter Traum)“   +   aus. Selbst ein einfacher „Soif (Durst)“   +   wurde zu einer Quelle der Inspiration, denn Gust Graas war nicht nur ein Optimist; für ihn war das Glas immer halb voll. Viel mehr noch, als überzeugter Katholik suchte er nach dem Göttlichen und fand es in den Menschen um ihn herum und vor allem in sich selbst durch seine künstlerische Suche. Dabei stieß er auf viele unbeantwortete Fragen, wie in „Destin indécis (unentschlossenes Schicksal)“   +   veranschaulicht.

 

Als polymorpher Künstler malte, zeichnete, bildhauerte und schrieb er. Um gut schreiben zu können, muss man gut sehen in „Le début du conte (der Anfang des Märchens)“   +  . Schöpfer mit Leib und Seele war er auch in seiner beruflichen Laufbahn. Luxemburg hätte sich damit begnügen können, die stärksten Radioantennen zu besitzen, und zwar schon vor dem Zweiten Weltkrieg. Doch Gust Graas erkannte, dass man die Herzen Europas mit fesselnden Programmen erobern musste. Er umgab sich mit jungen Talenten und ließ ihnen ihre kreativen Freiheiten.

 

Angesichts der Missstände in der Welt hatte er eine Mission und wollte den Zuhörern und Zuschauern Glück und Freude bereiten. Er wollte nicht die Ungereimtheiten unserer Gesellschaft anprangern, die er als junger Soldat, der im Zweiten Weltkrieg in die deutsche Armee zwangsrekrutiert wurde, am eigenen Leib erfahren hatte, sondern über RTL und die Schönheit seiner Bilder Glück verbreiten, wie in „Nappe jaune (gelbes Tischttuch)“   +  .

 

So bleibt die Kunst von Gust Graas ein Leuchtturm in der Brandung und das nicht nur in Luxemburg.