An diesem Donnerstag, 19. Dezember 2024, wäre Gust Graas 100 Jahre alt geworden. 1924 in Esch/Alzette geboren, ist der Jurist, Medienmanager und Künstler am 19. Februar 2020 nach einem abwechslungsreichen Leben gestorben. Seine Nachkommen haben 2024 mit zahlreichen Ausstellungen und weiteren Events im In- und Ausland zu einem gesamten Jubiläumsjahr gemacht.
Der studierte Jurist entdeckte seine Vorliebe fürs Zeichnen bereits in jungen Jahren, später tauchte er in Paris in die Welt der Museen und Künstler der École de Paris und anderer Meister ein, um ab 1952 selber zum Stift und Pinsel zu greifen.
In der Sendung „Portraits d’artistes“ (Télé Luxembourg) erläuterte er Journalistin Liliane Thorn-Petit, wie er anfangs nach einem verhängnisvollen Krieg, von der Sorge um Menschen geprägt, vorwiegend Männer, Frauen oder Kinder gemalt hat. Stillleben oder Landschaften waren ihm damals als Motive fremd. Später verschwanden präzise Konturen – Farben und Formen vermischten sich zu neuartigen Kompositionen. Progressiv entwickelte er sein eigenes bildliches Universum der Ruhe, Ausgeglichenheit und Harmonie, um, wie er es formulierte, eine „versöhnte und ausgeglichene Welt“ zu malen.
Die eigene Ruhe genoss er in seiner Finca auf Mallorca, wo er öfters weilte, um sich vom Stress des Alltags als Generaldirektor von RTL zu erholen und von Sonne, Licht und südlichem Flair inspiriert zu malen. In Erinnerung bleiben seine hellen, freien, abstrakten Kompositionen, die er als CAL-Mitglied sowohl in zahlreichen Einzel- als auch Kollektivausstellungen zeigte. 1970 erhielt er den Preis der Stadt Pollença und gleichzeitig den „Prix Grand-Duc Adolphe“. Als Präsident der 2010 gegründeten Vereinigung „mécénArt asbl“ zur Förderung der künstlerischen Kreation in Luxemburg unterstützte er die 2015 organisierte Expo „Les lauréats du Prix Grand-Duc Adolphe de 1946 à nos jours“ und plädierte für die Pflege künstlerischer Nachlässe.
Gust Graas hat sich zu Lebenszeiten stets in der Malerei ausdrücken wollen. Er hat diese als eine ganz persönliche Aktivität mit den Worten „La peinture, c’est l’acte gratuit d’un solitaire, c’est la poésie et c’est ma vie interne“ umschrieben. Diese künstlerische Tätigkeit habe ihm seine „Seele“ bewahrt, gerade nachts, wenn er sich in Abstand zu seinem Beruf die Zeit dafür genommen hat. 1975 hat er mit der RTL-Sendung „Portraits d’artistes“ dem Fernsehpublikum große Künstler näherbringen wollen. Im Begleitbuch zur Sendung findet sich neben einem Porträt des Künstlers ein Foto des Werkes „Concerto pour hautbois“ aus dem Jahr 1981, wohl auch symbolisch für seine Vorliebe zur Musik. Seine künstlerischen Arbeiten sind in zahlreichen Sammlungen vertreten. Geplant ist auch ein Erinnerungsbuch.
Gust Graas wäre am 19. Dezember 2024 100 Jahre alt geworden.
(Fernand Weides)